GX5
Der "Klimafünfer".
Hurra, ein VW Santana im Kleinanzeigenmarkt der
Oldtimer Markt...
- wo er heute zwar selten, aber doch immer wieder auftaucht, war er Ende des Jahres 2002 noch eine echte Rarität.

In den Studentenbuden brütete das Santanazentrum über einer Anzeige - die Daten klangen vielversprechend:

Fünfzylinder, Automatic, Klimaanlage, elektrische Fensterheber, elektrisches Schiebedach, Sportsitze... - flugs wurde zum Hörer gegriffen.

Mit diesem Auto begann die gemeinsame Fahrzeughaltung im Santanazentrum Braunschweig...

Wie praktisch, daß der Wagen in der Nähe von Tilmans Verwandtschaft an der Wesermündung stand, südlich von Nordenham in Stadland. Anläßlich eines Besuches bei der Verwandtschaft wurde also "mal eben schnell" eine Fahrzeugbesichtigung eingeschoben - Klaus war leider nicht dabei, aber sowas kann man ja auch telefonisch klären...

Es war Mitte Dezember. Die Zeit, um den Wagen im Hellen zu besichtigen, war also naturgemäß sehr eingeschränkt. Nur schnell noch mittags im Schreibwarenladen einen wasserdichten Kaufvertrag beschafft und auf nach Stadland - die Adresse hatte man ja.

Ärgerlicherweise hatte der Bau einer Umgehungsstraße sowie des Wesertunnels beim Wohnort des Santana-Verkäufers die geplante Navigation per Straßenkarte völlig unmöglich gemacht. Ohne jede Ahnung in der Gegend herumirrend wurde es immer später, selbst Telefonate mit dem Verkäufer halfen nicht weiter. Um es kurz zu machen: Irgendwann wurde der GX5 natürlich doch gefunden, aber bis dahin war es ziemlich dämmerig.

Inzwischen hatte auch der Frost wieder eingesetzt, der Wagen war von einem angefrorenen Rauhreif-Schleier bedeckt.

Er sprang dennoch gut an, lief bald rund, und jetzt erwies es sich als günstig, daß der Hof so einsam lag, denn auf diese Weise ließen sich aufgedehnte Probefahrten auf menschenleeren Wirtschaftswegen durchführen, ohne an so überflüssige Dinge wie Kennzeichen denken zu müssen. Das Getriebe schaltete gut, und damit konnte man zunächst beruhigt sein - denn unter anderem dieses Getriebe war einer der Gründe, den Wagen kaufen zu wollen: Ein Automaticgetriebe für den Fünfzylinder in Reserve konnte ja nicht schaden, was störte es schon, daß da noch ein Auto dranhing...

Schnell noch ein beratschlagendes Telefonat zwischen den beiden Hälften des SZBS, dann wurde der Kaufvertrag ausgefüllt und eine Anzahlung hinterlegt.

Eine Woche später wollten wir den Wagen abholen, Alexander hatte dank seiner guten Beziehungen einen Satz rote Kennzeichen organisieren können und wollte nicht nur diese während ihrer Benutzung begleiten, sondern hoffte auch auf eine Gelegenheit, nach längerer Abstinenz wieder einmal Fünfzylinder Automatic fahren zu können.
In Klaus´ Golf II GT ging es kurz vor Weihnachten wieder über die reichlich gesalzene Autobahn nach Norden. Die Ankunft fand im Dunkeln statt, natürlich... - das Restgeld wurde übergeben, der nunmehr ehemalige Besitzer gab uns noch eine Santana-Heckklappe mit, die er für seinen sonstigen Fuhrpark (2 Passat 32b Syncro, davon ein Schlachtfahrzeug) nicht mehr brauchen würde.

Mit dem letzten Liter Sprit rollte der Wagen an die nächste Zapfsäule, um eine ordentliche Menge Super plus zu bunkern. An der Tankstelle der Schock des ersten Defektes: Eine Standlichtglühbirne war defekt!

Trotz dieses schweren Sicherheitsmangels wagten wir die Fahrt auf die Autobahn. Nach einigen Kilometern jedoch fing der Fünfzylinder an zu stottern und nahm immer weniger Leistung an. Mit 50 - 60 km/h retteten wir uns auf den nächsten Parkplatz. Taschenlampenleuchten im Motorraum half nicht wirklich weiter - alles sah normal aus. Alexander nutzte die Gelegenheit und griff zur Zigarette... - als wir es danach noch einmal probierten, sprang der GX5 wieder wunderbar an, lies sich prima hochdrehen und benahm sich insgesamt so, als sei nichts geschehen. Also nichts wie weiter, bevor es sich der Wagen anders überlegte!

Während der Fahrt Spekulationen - die laut Verkäufer angeblich ausgeschlagene Drosselklappenwelle? Das bekannte 2B5-Vergaser-Problem, bei dem die Düsen der zweiten Stufe aus ihrem Sitz im Vergaseroberteil rutschen? Oder handelte es sich doch ganz simpel und schnöde um das altbekannte Problem der Vergaservereisung?

Einige Zeit später die gleichen Symptome - Ruckeln, Leistungsverlust. Zeit für eine weitere Raucherpause.

Bei der nächsten Inaugenscheinnahme des Motorraumes war es dann sofort ersichtlich: Das beim Fünfzylinder obligatorische Verkleidungsteil hinter der rechten Kühlergrillhälfte fehlte komplett, die kalte Winterluft strömte direkt den Vergaser an. Damit war der Fall klar: Es handelte sich um eine völlig harmlose Vergaservereisung...

Der zu diesem Zeitpunkt Audi V8 fahrende Alexander hatte noch die Gelegenheit, ein paar Kilometer Fünfzylinderfahren zu genießen, was er auch ausgiebig tat, dann wurde der Santana vor dem Wegstellen in die Halle gründlich vom Salz befreit.

Nach dem Weihnachtsfest im Kreise der jeweiligen Familie zog es uns bald wieder zurück in die Halle, und zum allerersten Mal sahen wir unser eigenes Weihnachtsgeschenk im Hellen - eine angenehme Überraschung.

Der ursprünglich als potentielles Schlachtfahrzeug angeschaffte GX5, als dessen erster Besitzer übrigens die damalige Volkswagenwerk AG in Wolfsburg im Brief steht, erwies sich als ein wirklich guter und günstiger Kauf.

Zwar hatte sich die Klimaanlagenfüllung schon vor längerer Zeit komplett in die Atmosphäre verdünnisiert, und auch die hinteren Radläufe waren aufgrund der Bördelung für die für einen Santana unpassenden 15"-Alufelgen mit 205er Bereifung nicht völlig rostfrei. Doch die Gesamterscheinung des Fahrzeugs war positiver als die von vielen anderen bereits gesichteten Santanas mit teilweise deutlich weniger Kilometern auf dem Tacho.
Nach dem Tausch des Passat-Kühlergrills gegen die zierlichere originale Santana-Variante, der erneuten Montage der serienmäßigen Nebelscheinwerfer, deren Verkabelung noch vorhanden war, und der generellen optischen Aufbereitung war von einem Teileträger keine Rede mehr.

Schließlich wurden auch die Alufelgen entfernt und durch originale 13" Stahlfelgen ersetzt, die mit den guten, glanzgedrehten Edelstahlradkappen früher Santana GL abgedeckt werden.

Bei uns ist einiges wie beim Vorbesitzer - auch hier steht er an der Weser, nahe einem Atomkraftwerk. Durchaus nicht wenig ist bei uns aber auch ganz anders... - dem Wagen hat´s aber in mehr als fünf Jahren nicht geschadet.

<< zurück zu Fahrzeugübersicht