- mein GL5.

Die Geschichte des Wagens ist schnell erzählt - auch wenn Sie zwar inzwischen fast 30 Jahre lang ist, war sie andererseits bei meiner Übernahme des Autos keine 66.000km kurz.

Anfang Juni 1982 übernahm der 65-jährige Max V. aus München - sein Name ist der gleiche wie der eines alt-ehrwürdigen Photoapparate-Herstellers aus Braunschweig - beim damaligen V.A.G.-Partner Autohaus Baudisch in Garching seinen eigens bestellten Santana GL5, der Mitte Mai in Emden produziert worden war. Das Kennzeichen lautete auf "M - XL 3..2".

Herr V. pflegte seine "XL"-Limousine wie seinen Augapfel, fuhr sie nie im Winter und kaum bei Regen, und abgesehen von gelegentlichen Fahrten - u.a. über den Großglockner, was er mit dem schon zu Käfers Zeiten gerne genommenen Aufkleber auf der Heckscheibe verewigte - stand das Schmuckstück in der beheizten Garage.

Schrammen an den Stoßstangen deuten an, daß Herr V. mit der Zeit Probleme mit den Ausmaßen seines Fünfzylinder bekam, auch ein Kotflügel mußte einst ersetzt werden. Schließlich konnte er wohl gar nicht mehr fahren, oder er war zwischenzeitlich verstorben - seine Tochter übernahm 2002 den Wagen, holte ihn in die Gegend des sächsischen Mittweida, und im Juni 2002, der Santana wurde gerade 20 Jahre alt, wurde er abgemeldet, um die nächsten sechs Jahre das zu tun, was er in München schon meistens getan hatte: In der Garage herumstehen und warten, mit einem Kilometerstand von nurmehr 55.000.

Im Herbst 2008 wurde er mit frischer Hauptuntersuchung und neuen Reifen angemeldet und - gefahren! Dem jetzigen Besitzerpaar war der Alltagswagen kaputt gegangen, und so holten sie den Santana heraus, der in den nächsten zwei Jahren, leider bei jedem Wetter, sage und schreibe 10.000km abspulte.

Im Herbst 2010 jedoch überlegten sie, den Wagen zu verkaufen. Zwei Liter ohne Kat sind die eine Seite dieser Entscheidung, die Gewißheit, daß der Wagen im Alltagseinsatz auf Dauer nicht besser werden würde, eine andere. Der Santana wurde in einem großen Online-Auktionshaus inseriert...

- Ich habe ihn anhand von Fotos per Telefon gekauft, und die Abholung in Sachsen war ein Genuß, leise grummelnd schob sich der Fünfzylinder nach Norden und fraß die Autobahn, als hätte er die letzten 28 Jahre nie etwas anderes getan. Nach einem schnellen Wechsel der Zündkerzen und des Luftfilters und vier Tagen Genuß per Kurzzeitkennzeichen wird der GL5 nun die nächsten zwei Jahre wieder das tun, was er am besten kennt: In der Garage herumstehen und warten. 2012 gibt´s die H-Abnahme bzw. die rote 07. Wie schön, daß bis dahin an diesem Schmuckstück kaum etwas gemacht werden muß...