- der coloradobeige GL.

Die Erstauslieferung des Wagens im März 1982 fand im Autohaus Czycha in Neu-Wulmstorf in der Nähe von Hamburg statt. Herr Rudi W. aus Hamburg-Fischbek, geboren im Jahr 1912, leistete sich mit fast 70 Jahren noch einmal ein neues Auto. Er hatte sich seinen Santana eigens bestellt - und ob er die aus heutiger Sicht ungewöhnliche Farbe wählte, weil sein Santana somit optimal zu den farblich identischen Jalousien seines Hauses am Heidrand passen würde, lässt sich heute leider nicht mehr klären. Als einziges Extra neben der Auswahl des 4+E-Getriebes hatte er eine Nebelschlußleuchte bestellt. Das Autohaus rüstete noch ein Radio nach, bevor Herr W. den Wagen in Empfang nahm.

Herr W., der sich in den Sechzigern sein geräumiges Haus in der letzten Ecke von Hamburg Richtung Buxtehude gebaut hatte, war handwerklich umtriebig, und so rüstete er den Santana selbst mit Nebelscheinwerfern aus, setzte einen elektrisch betriebenen Heizlüfter auf die Hutablage und bastelte noch mehr an dem Wagen herum.

Im Jahr 2001 wurde das Auto an Kerstin, die Enkelin von Herrn W., weitergereicht: Rechnerisch ergibt sich für Herrn W. zu diesem Zeitpunkt ein Alter von immerhin 89 Jahren. Leider ist unbekannt, ob der Wagen noch von ihm selbst in die Hände seiner 24-jährigen Enkelin gegeben wurde, oder ob Herr W. vielleicht die Jahrtausendwende gar nicht mehr erlebte.

Jedenfalls wechselte der Wagen aus der Nähe von Buxtehude nach Ovelgünne - das ist ein kleines Dorf im Bördekreis in Sachsen-Anhalt und nicht zu verwechseln mit Ovelgönne, das von Buxtehude gar nicht so weit entfernt liegt. Kerstin W. heiratete (offenbar einen jungen Mann namens Lars, denn im hinteren Fenster fanden sich Klebespuren von Buchstaben "Kerstin und Lars"), und auch ihr Nachwuchs wurde im Santana gefahren, wie ein Aufkleber "Baby an Bord" verriet.

Allerdings hatte das junge Paar innerhalb von drei Jahren wohl Bedarf nach einem neueren Auto, und so wurde Großvaters Santana abgegeben. Er fand den Weg in eine Scheune bei Oschersleben, wo er für über 13 Jahre in einen Dornröschenschlaf fiel. Im März 2017 sollte die Scheune geräumt werden, und der zwischenzeitliche Besitzer setzte eine Anzeige ins Internet. Erstaunt registrierte er das große Interesse für den 35 Jahre alten Santana und ließ sich von den Interessenten Angebote machen...

Mein Angebot war wohl nicht ganz schlecht: Herr M. und auch ich konnten am Ende beide zufrieden sein. Nach einer Reparatur der Unterdruckleitungen im Motorraum, einem Service, dem Tausch diverser defekter Teile, dem Wieder-Einbau eines Radios und dem Ersatz der beiden zertrümmerten Nebelscheinwerfer gab es anstandslos eine frische HU und die Eintragung auf die 07.