Mein
"W20".

Mausgrau für die Hausfrau...?

Am 25.1.1983 lief der Santana in Emden vom Band, ab Werk vorgesehen für den "Spezialitätenpool", in dem Fahrzeuge wie dieses Fast-Sondermodell geführt wurden, bis sie von Händler abgerufen bzw. an diese ausgeliefert wurden.

Angemeldet wurde der Wagen Ende Februar 1983 durch das Autohaus "Duhnsen" in Stadthagen. Ausgestattet mit dem zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich neuen 90PS-Motor, handelte es sich bei dem komfortablen Santana um ein ideales Fahrzeug zur Demonstration der Stärken dieses Triebwerks vor der Kundschaft.

Im Oktober 1983 übernahm Herr Heinrich B., ein Angestellter des Autohauses, den Wagen - vermutlich mit einigem Rabatt hatte er zuschlagen können, denn zu diesem Zeitpunkt stand das Auto bereits fast zwei Monate abgemeldet auf dem Gebrauchtwagenplatz.

Herr B. konnte sich über die für ein "LX"-Modell ungewöhnlich gut ausgestattete Limousine freuen:

Die Santana der "W20"-Serie im Frühjahr 1983 waren in größeren Mengen vorproduziert: Grundsätzlich der 90PS-Motor mit 4+E-Getriebe, stets identische Farbe und identische Ausstattung, keine weiteren Extras disponierbar. Das Autohaus hatte einen Zugriff auf diesen Santana über den "Spezialitätenpool" und konnte ihn sich entweder eigens sichern oder bekam ihn als Zuteilung in einem Kontingent von Lagerfahrzeugen.Für den Santana LX begann der Alltag in Kundenhand. Anders als die Kollegen von Herrn B. mit ihren häufiger wechselnden Autos hielt die Familie ihrem bald mit einem U-Kat zu damaligen Saubermann erhobenen Santana jedoch dauerhaft die Treue und verkaufte ihn nicht, denn schon 1985 wurde der Wagen auf die Ehefrau umgemeldet.

Bis ins hohe Fahrzeugalter blieb der Wagen bei ihr, wurde am Heck stolz mit Sylt-Aufklebern zugepflastert und ansonsten gepflegt, ein sicherer Garagenplatz verschonte ihn von den Unbilden des Wetters, kleine Schönheitsfehler wurden liebevoll ausgebessert.

Nicht nur der Wagen wurde älter, auch Frau B. selbst konnte nicht mehr fahren wie früher, und durch ihren Umzug ins Pflegeheim trennten sich ihre Wege schließlich im Jahre 2010 von ihrem guten alten Santana. Ihr Neffe machte sich im Internet auf die Suche nach einem Santana-Spezialisten...

Nachdem ich auf die Schnelle niemanden fand, der den "W20" haben wollte, kam ich selbst immer mehr in Versuchung und machte bei der Besichtigung und nach der Probefahrt ein halbherziges Angebot, das dann fast zu meinem Entsetzen angenommen wurde!

Noch ein Santana, aber auf einen mehr kam es ja mittlerweile angesichts des Gesamtbestandes auch kaum noch an...

Die Abholung fand Anfang November 2010 statt - leider war die Vorbesitzerin selbst nicht mehr zu sprechen bzw. auf das obligatorische Bild zu bekommen, und so übernahm ich den Wagen direkt von ihrem Neffen.

Sozusagen an der Seite seines entfernten Nachfahren trat der Wagen den Weg in die Südheide an und konnte einige Tage lang vor dem Wegstellen noch seine Alltagsfähigkeit unter Beweis stellen - dringlichste Reparatur war der Ersatz einer defekten Dichtung am Schloß des Heckdeckels, was auch einen Austausch des Teppichs im nun ebenfalls zu einer Art "Spezialitätenpool" gereiften Kofferraum nötig machte...

Nun ist er bei mir und bleibt eingemottet bis 2013, wenn er bereit ist für das "H" bzw. die rote 07. Falls sich jedoch vorher eine Möglichkeit ergibt, ihn mit vertretbaren Kosten auf einem Wechselkennzeichen zu bewegen - mal schauen.