Ungeklärte Patenschaften.

Natürlich hat der Santana formal nichts Erkennbares mit dem Jaguar gemein - nun, vielleicht haben beide ein Stufenheck, vier Räder und vier Türen. Dennoch besteht eine Verbindung zwischen diesen beiden Fahrzeugen.

VW-Chefdesigner Herbert Schäfer ist praktisch für die gesamte Mark II Produktpalette von Volkswagen verantwortlich, also auch für den Santana als großen Bruder des Passat II.
In einem Interview mit "Auto, Motor, Sport" äußerte sich Schäfer einmal auf die Frage nach seinem eigenen "Lieblingsdesigner", es handele sich um Sir William Lyons (1901-1985), den Gründer und langjährigen Chef von Jaguar, der gleichzeitig auch sein eigener Chefdesigner war. Von Sir William stammt (zusammen mit Malcolm Sayer, der danach das Design der Jaguar bestimmte) der stylistisch ungemein haltbare Entwurf des XJ, der - mit Retuschen - von 1968 bis 1986 gebaut wurde und wohl eigentlich keiner weiteren Erläuterung bedarf.
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Der Maserati Quattroporte Serie III wurde von Giorgio Giugiaro (u.a. Designer der Ur-Form des Golf 1, die dann in Wolfsburg unteer Herbert Schäfer zur Serienreife weiterentwickelt wurde) entworfen und wurde von 1979 bis 1986 bzw. 1990 (Facelift) produziert. Der Wagen kommt auf eine Länge von 4,98m, ein Trockengewicht von 1900kg, und er vefügt über einen V8 Motor mit mindestens 4,2 Litern Hubraum und 255bhp.

Der langgestreckte Wagenkörper besitzt in der Seite eine markante Sicke, die im Heck unter den Rückleuchten zusammenläuft und in die Nummernschildvertiefung mündet. Das Heck wird dominiert von zwei horizontalen, streng rechteckigen Schlußleuchten mit der Leuchtenabfolge (von außen) BL,BR,SL,NB,RL. Kräftige Kunststoffstoßstangen, die an den Seiten sehr weit herumgreifen, schützen die Karosserie vor Beschädigungen. (Auf welches der obigen Fahrzeuge diese Beschreibung zutrifft, möge man sich bitte aussuchen.)

Daß der Quattroporte III quasi Modell stand für den Santana, ist natürlich übertrieben. Schließlich basiert der Santana auf der Karosserie des Passat, bei dessen Styling zwar immer die Option eines Stufenhecks bedacht wurde, der aber dennoch als Schrägheck entwickelt wurde, was nicht zuletzt an der Kürze der hinteren Türen und dem dadurch bedingten dritten Seitenfenster ersichtlich ist.

Zwar ist nicht ausgeschlossen, daß Herbert Schäfer - nicht erst bei den Arbeitskontakten mit Italdesign (Giugiaro) - auf diese Limousine aufmerksam wurde und einzelne Aspekte des Santana im Designprozeß sozusagen in unbewußter Anerkennung dieses eleganten Fahrzeugs enstanden. Man muß aber auch bedenken, daß beide Fahrzeuge mit ihren klaren, schnörkellosen Linien geradezu archetypisch für Fahrzeugdesign einer Stufenhecklimousine der Endsiebziger / frühen Achtziger stehen. Weil sich sowohl Giorgio Giugiaro als auch Herbert Schäfer bei den von ihnen bestimmten Entwürfen an Grundsätze für logisches, konsequentes, zeitloses und gleichzeitig modernes Design hielten und auf ein "Styling" bewußt verzichtet wurde, ist das Resultat bei der Luxuslimousine aus Bologna und dem VW der oberen Mittelklasse aus Emden bzw. Wolfsburg formal gleich überzeugend.

Oder auch: "Great minds think alike."