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Ab 1.1. 1985 hieß der Santana in Europa Passat - in Südafrika hieß er immer Passat, in Spanien sollte er seinen Namen auch im neuen Passat-Kleid weitertragen dürfen.

Nach der Umbenennung wurden die schlanken Santanastoßstangen gegen tief herabgezogene große Plastikflächen getauscht, die sinnvoll an den Ecken neben dem Scheinwerfern angeordneten Blinker wanderten in die Stoßstange, die Leuchteinheiten wurden gegen die des Passat getauscht, was nicht nur zum Verlust des typischen Gesichtes, sondern auch zu lichttechnischen Verschlechterungen führte: Die Hauptscheinwerfer haben eine deutlich schlechtere Lichtausbeute als die des Santana, die Nebelscheinwerfer sitzen im Grill zu hoch - beim Santana konnten sie noch "unter den Nebel" leuchten.

Die Heizung wurde geändert, zur Erzielung von 30% mehr Heizleistung wurden u.a. die Warmluftdüsen von der Mitte der Armaturentafel an die Seite verlegt, was die Entfrostung der Seitenscheiben erleichtert. Auch die Reihenfolge der Schalter rechts in der A.-Tafel änderte sich.

Hier im Einzelnen auf die Ausstattungsunterschiede zwischen dem alten Santana und dem "neuen" Passat einzugehen, würde wohl zu weit gehen. Festgehalten sei daher nur, daß eigentlich jedes Modell aus der nun verfügbaren Reihe C,CL und GL eine gegenüber dem Santana veränderte Ausstattung aufwies, allen fehlte die Schalt- und Verbrauchsanzeige. Die C-Basis profitierte noch am ehesten von der Umbenennung, so waren die Türinnenverkleidungen jetzt (außer bei Behördenfahrzeugen) grundsätzlich stoffbezogen. Der CL mußte gegenüber dem LX auf die dünnen Chromleisten in den Fenstergummis, die Handschuhfachbeleuchtung und die hinteren Türkontaktschalter verzichten, beim GL fielen die Einschnitte noch gravierender aus: Entfall der beim GX vorhandenen großen Chromzierleisten um die Fenster, des rechten Außenspiegels, der Höhenverstellung des Fahrersitzes, der Zentralverriegelung, der Leseleuchten, der Pompadourtaschen an den Rücklehnen der Vordersitze - aber dafür serienmäßige Nebelscheinwerfer und -schlußleuchte, ein serienmäßiger Skisack und eine Innenleuchte mit Abschaltverzögerung.

Damit die alten Santanakunden nun aber nicht ein anderes Fahrzeug als den Passat kauften, wurde extra für sie eine luxuriöse "top of the line" Version bereitgehalten: Der Passat Carat.

Dieser anfangs nur mit 2,0l-Fünfzylinder Einspritzer lieferbare Luxuspassat, der ausschließlich als Stufenheck verkauft wurde (nicht zu verwechseln mit dem Sportmodell Passat Carat Fließheck, Modelljahr 1985), verfügte über eine besonders reichhaltige Serienausstattung zu einem recht reichhaltigen Preis, was zu nicht gerade reichhaltiger Nachfrage führte.

Der Carat war schon durch die Motorwahl wieder klar in Richtung in Richtung München und Stuttgart positioniert, dazu verfügte er zusätzlich zum GL wieder über die großen Chromleisten an den Fenstern, hatte serienmäßig Metalliclackierung, Zentralverriegelung, elektrische Außenspiegel und Fensterheber, Servolenkung, Leichtmetallräder "Hockenheim", einen beleuchteten Make-up-Spiegel (dieser war bisher dem US-Exportmodell "Quantum" vorbehalten), das Radio Gamma mit Kassettenablage, ein Lederlenkrad... - der Carat entspricht einem Santana GX5 mit ein paar netten Extras, und auch der höhenverstellbare Fahrersitz, die Pompadourtaschen, der zweite Aschenbecher hinten und die Leseleuchten sind wieder mit dabei.

Der Passat Carat war im Modelljahr 1986 auch mit einem 2,2l-Einsprtzer (2226cm³) mit G-Kat (heute: Euro 1) lieferbar (Motorkennbuchstabe "KX"). Somit ist er der einzige Wagen, der vollen Santana-Komfort mit Katalysatortechnik verbindet.

Trotzdem war ihm kein allzugroßer Verkauferfolg beschieden. Offenbar hat die Kundschaft es nicht honoriert, daß der schnelle Passat Carat den gleichen Frontanblick wie ein Passat C mit 60PS besaß - und so verschwand die teure Luxusversion auch schon im Juli 1986 wieder aus den Prospekten und den Verkaufsräumen der VAG-Partner.

Dennoch sollte der Passat Stufenheck auch als Basis, CL und GL bis zu seinem frühen Ende, das er eher erleben sollte als seine Fließheck- und Variant-Brüder (Einstellung schon 12/87), noch einige Hinweise auf seine ursprüngliche große Vergangenheit als Santana liefern: Bis zum Schluß gab es ihn, ganz in Santana-Tradition, nicht in mars- bzw. tornadorot (außer über das Sonderfarbprogramm), und auch den Kunstledersitzbezug gab es nur für Schrägheck- und Variantmodelle.

Auch im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Passat Stufenheck immer wieder gerne als Santana bezeichnet, auch wenn es falsch ist. Dabei ist der echte Santana doch so einfach zu erkennen: Er hat zierliche Stoßstangen, die Blinker sitzen außen neben den Hauptscheinwerfern, und hinten steht "Santana" unter der rechten Rückleuchte...