Der zweite
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Ende März 1984 betrat Herr Franz Cz. aus dem österreichischen Sieghartshausen in Begleitung seiner Frau den damaligen V.A.G-Partner Hofbauer in Kapelln. Herr Cz. war nicht mehr der jüngste, und zum Ruhestand gönnte er sich noch einmal ein neues Auto.

Von Beruf war er Kraftfahrer, daher wußte er um die Vorzüge des Dieseltriebwerks, und so hatte er tief in die Tasche gegriffen und sich das teuerste Modell aus der österreichischen Volkswagen-Modellpalette gewählt - den erst zwei Jahre auf dem Markt befindlichen Turbodiesel im Santana, obwohl er doch für weniger Geld auch 45 PS mehr hätte haben können, wenn er den sportlichen GX5 gewählt hätte.

Immerhin hatte er mit den 70PS des Turbodiesels ein für Selbstzündermotoren recht spritziges Triebwerk erworben - der 54PS-Saugdiesel mußte es dann doch nicht sein. Wo er sich nun schon so ein kostspieliges Modell ausgesucht hatte, fiel die Liste der Extras betont kurz aus: Ein manuelles Stahlschiebedach wurde noch hinzubestellt, ansonsten blieb es bei einer aufpreispflichtigen Metalliclackierung. Vor der Auslieferung durfte der Händler noch ein Radio mit Antenne einbauen. Das mußte reichen, wurde doch der Turbodiesel in Österreich ohnehin nur mit der hochwertigeren GX-Austattung angeboten...

Herr Cz. pflegte den Wagen gut, und er fuhr nur äußerst wenig, trotz der dieseltypischen Sparsamkeit.

Als er 1994 verstarb, übernahm seine Frau Paula den Santana. Fast zum 13. Geburtstag des Autos ließ sie 1997 eine Anhängerkupplung nachrüsten, die in der Folge auch ab und zu benutzt wurde.

Im März 2004, kurz bevor der Wagen 20 Jahre alt wurde, verkauften die Hinterbliebenen von Frau Cz. den Wagen, der es inzwischen auf immerhin 70.000km gebracht hatte. Der Verkauf erfolgte auf eine recht moderne Art, er wurde als "Pensionistenauto" über ein reichlich bekanntes Online-Auktionshaus versteigert. Zu diesem Zeitpunkt fiel er mir das erste Mal auf, weckte auch Interesse. Aber mal eben ohne weitere Vorbereitung in Österreich ein Auto ersteigern...?
Zu riskant.

Ein junger Ingenieur war Höchstbietender. Sein Herz hing mehr an der Marke mit dem Stern, doch der VW hatte es ihm von jeher angetan, dieser Turbodiesel war nicht sein erster Santana. In der Folge nutzten er und seine Freundin bzw. spätere Frau den Wagen, z.B. für ihren Weg zur Arbeit.

Anläßlich eines Kontaktes betreffend den bei Michael S. ebenfalls vorhandenen Santana Topic wurden Übernahmeverhandlungen zu dem diamantsilbernen GX TD
geführt und letztendlich erfolgreich abgeschlossen.

Schließlich setzte ich mich mit Stephan, der mich einst mit seinem Audi 100 in die Abhängigkeit von den Fünfzylindern geführt hatte, in ein Flugzeug nach Wien, um den Wagen nach Deutschland heimzuholen und bei dieser Gelegenheit auch noch den ehemaligen Besitzer meines früheren roten Reserve-Passat in seinem Exil zu besuchen.

Am nächsten Morgen um 8.30h setzten wir uns in den frisch erworbenen, vollgepackten Santana GX TD.

Nach dem Volltanken ging es mit nur wenigen Pausen, unter anderem Braunau am Inn scharf rechts liegenlassend, Richtung Heimat, der Santana spulte diese vielleicht längste Tour seines Lebens, die insgesamt fast 1000km umfaßte, völlig problemlos ab. Wir ließen uns Zeit und fuhren 100-120km/h - abends waren wir zuhause, mit einem Kilometerstand von knapp über 99.000km.

Es folgten eine Einzelabnahme nach §21 StVZO für die Zulassung in Deutschland, die Nachrüstung eines Euro-2-Oxidationskatalsators, durch den der Wagen sogar die rote Feinstaubplakette bekäme, und die Zulassung auf Saisonkennzeichen...